Was Sie als Eigentümer wissen sollten
Der Kauf einer Eigentumswohnung ist für viele Menschen ein großer Schritt: raus aus der Miete, rein ins eigene Zuhause oder in eine wertstabile Kapitalanlage. Doch mit dem Wohnungskauf werden Sie nicht nur Eigentümer Ihrer vier Wände – Sie werden automatisch Teil einer Wohnungseigentümergemeinschaft, kurz WEG. Was das bedeutet? Eine ganze Menge – von Mitbestimmung über Pflichten bis hin zu möglichen Konflikten. In diesem Beitrag erfahren Sie, worauf Sie achten sollten, wenn Sie eine Wohnung besitzen oder kaufen möchten.
Was ist eine WEG überhaupt?
Kaufen Sie eine Eigentumswohnung, gehören Sie auch automatisch zur Wohnungseigentümergemeinschaft. Eine Wohnungseigentümergemeinschaft, kurz WEG, besteht aus allen Eigentümerinnen und Eigentümern eines Mehrfamilienhauses. Gemeinsam verwalten sie das sogenannte Gemeinschaftseigentum – also alles, was nicht direkt zu einer einzelnen Wohnung gehört. Dazu zählen unter anderem das Treppenhaus, das Dach, die Fassade, die Heizungsanlage und die Außenflächen.
Entscheidungen rund um das Gemeinschaftseigentum werden demokratisch getroffen – in der Eigentümerversammlung. Dort wird abgestimmt, beispielsweise über Sanierungen, Modernisierungen oder größere Reparaturen. Auch über die Verwaltung und die Finanzen der Gemeinschaft wird dort gesprochen. Die Eigentümergemeinschaft basiert rechtlich auf dem Wohnungseigentumsgesetz, ebenfalls als WEG abgekürzt, welches Rechte und Pflichten, Vorgaben zur Verwaltung und die Aufgaben des Verwaltungsbeirats definiert.
Ihre Rechte als Wohnungseigentümer: Mitreden und mitentscheiden
Die Rechte und Pflichten aller Mitglieder der WEG sind in Abs. 2 § 13 WEG, 14 und 16 definiert. Zu den Rechten zählen:
- die Teilnahme an Eigentümerversammlungen, sowie das Abstimmungsrecht
- das Recht über die eigene Wohnung frei zu verfügen
- das Gemeinschaftseigentum zu nutzen
- die Jahresabrechnungen und Wirtschaftspläne einzusehen
- eine ordnungsgemäße Verwaltung der Immobilie erwarten
Besonders wichtig: Wer gut informiert ist und regelmäßig an den Versammlungen teilnimmt, kann aktiv mitgestalten – und hat bessere Kontrolle über die Entwicklung der Immobilie.
Ihre Pflichten: Verantwortung für das große Ganze
Neben den Rechten bringt das Eigentum auch Pflichten mit sich. Sie sind unter anderem verpflichtet:
- Hausgeld zu zahlen – ein monatlicher Beitrag zu den laufenden Kosten der WEG, z. B. für Rücklagen, Hausmeister, Versicherungen oder Verwaltung
- sich an Sonderumlagen zu beteiligen, etwa für unerwartete Sanierungen
- die Hausordnung einzuhalten
- bei Bedarf Zutritt zur Wohnung zu gewähren – z. B. bei Reparaturen an gemeinschaftlichen Leitungen
Kurz gesagt: Sie müssen sich nicht um alles kümmern, sind aber auch nicht außen vor. Engagement lohnt sich – für den Werterhalt Ihrer Immobilie und für ein gutes Miteinander.
Typische Konflikte – und wie Sie diese vermeiden
Das Leben in der WEG verläuft nicht immer reibungslos. Hier einige der häufigsten Streitpunkte – und Tipps, wie Sie klug damit umgehen:
Lärm, Haustiere & Grillverbot: Ärger ums Verhalten
Ob laute Musik, Hundegebell oder Rauch vom Balkon – immer wieder kommt es in WEGs zu Auseinandersetzungen rund ums persönliche Verhalten. Hier gilt: Rücksichtnahme ist Pflicht, aber auch klare Regeln helfen. Viele WEGs haben eine verbindliche Hausordnung. Tipp: Suchen Sie bei Problemen zunächst das persönliche Gespräch mit Ihren Nachbarn, bevor Sie sich an die Verwaltung oder gar juristische Instanzen wenden.
Streit ums Geld: Hausgeld und Sonderumlagen
Nicht jeder versteht sofort, wofür das Hausgeld verwendet wird – oder akzeptiert eine Sonderumlage ohne Diskussion. Gerade bei größeren Investitionen wie einer neuen Heizungsanlage oder Fassadensanierung wird es oft emotional. Tipp: Informieren Sie sich im Vorfeld gut über die Finanzen der WEG, lesen Sie die Abrechnungen aufmerksam – und stellen Sie Fragen, wenn Ihnen etwas unklar ist.
Sanierung oder Verschönerung? Uneinigkeit über Maßnahmen
Während einige Eigentümer:innen für eine neue Fassade stimmen, möchten andere lieber Kosten sparen. Die Grenze zwischen notwendiger Instandhaltung und optionaler Modernisierung ist oft nicht eindeutig. Tipp: Machen Sie sich mit den gesetzlichen Grundlagen und den Stimmverhältnissen vertraut – und bringen Sie Ihre Meinung sachlich in die Diskussion ein.
Verwalterprobleme
Ein unzuverlässiger oder überforderter Verwalter kann die gesamte Gemeinschaft ausbremsen. Fehlende Kommunikation, verzögerte Reparaturen oder intransparente Abrechnungen sind häufige Kritikpunkte. Tipp: Suchen Sie bei Unzufriedenheit zunächst das Gespräch. Ist keine Besserung in Sicht, kann die Eigentümergemeinschaft den Verwalter mit Mehrheitsbeschluss abberufen und einen neuen beauftragen.
Fazit: Gut informiert, besser geschützt
Eine Eigentumswohnung bringt viele Vorteile – aber auch Verantwortung. Wer seine Rechte kennt, seine Pflichten ernst nimmt und offen kommuniziert, kann aktiv zum Werterhalt der Immobilie beitragen. Je besser Sie sich in der WEG auskennen, desto leichter fällt der Umgang mit typischen Herausforderungen – und desto mehr Freude werden Sie an Ihrem Eigentum haben.
Extra-Tipp für neue Wohnungseigentümer:innen:
Lesen Sie vor dem Kauf unbedingt die Teilungserklärung, die letzten Protokolle der Eigentümerversammlungen sowie den Wirtschaftsplan. So erhalten Sie ein realistisches Bild von der Gemeinschaft – und möglichen zukünftigen Investitionen.