Skip to main content

Der Gebäudetyp E

Der Wohnungsbau in Deutschland steht vor großen Herausforderungen: Hohe Baukosten, langwierige Genehmigungsprozesse und ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum machen es schwer, neue Wohnungen zu schaffen. Mit dem neuen Gebäudetyp E, will das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) Abhilfe schaffen. Doch was steckt hinter diesem neuen Gebäudetyp, und was bedeutet er für Bauherren und Investoren?

Drei Personen stehen um einen kleinen Tisch auf dem der Grundriss eines Hauses liegt. Was ist der Gebäudetyp E?

Der Gebäudetyp E (E für Effizienz) ist ein neues Baukonzept, das darauf abzielt, den Wohnungsbau zu beschleunigen und Kosten zu senken. Durch vereinfachte Anforderungen an technische Standards und Bauprozesse sollen besonders in Regionen mit Wohnraummangel günstige und schnell realisierbare Wohnungen entstehen, ohne dabei die Qualität oder Sicherheit der Gebäude zu beeinträchtigen. 

Zu den Kernpunkten des Gebäudetyps E gehören:

  • Reduzierte Anforderungen an Schallschutz, Wärmedämmung und Belüftung
  • Vereinfachte Genehmigungsverfahren
  • Fokus auf umweltfreundliche Baumaterialien und energieeffiziente Bauweise
  • Flexible Anpassung an lokale Bedürfnisse

Dieser Gebäudetyp kommt vor allem für Mietwohnungen, Studentenwohnheime und Sozialwohnungen in Frage.

Warum wurde der Gebäudetyp E eingeführt?

Bislang müssen Gebäude alle allgemein anerkannten Regeln der Technik (aRdT) erfüllen, selbst wenn einige dieser Normen mehr dem Komfort als der eigentlichen Funktionalität dienen. Bei den aRdT handelt es sich nicht um gesetzlich festgelegte Baunormen, sondern wurden von Branchenfachleuten erarbeitet. Diese Normen haben sich so stark in der Praxis umgesetzt, dass Gerichte im Streitfall bei nicht befolgen der aRdT von Sachmängeln ausgehen. Diese hohen Standards führen oft zu steigenden Baukosten, die Investoren und Käufer abschrecken.

Mit dem Gebäudetyp E soll es künftig möglich sein, auf kostenintensive Standards zu verzichten, ohne Sicherheit und Qualität zu beeinträchtigen. Um die vertragliche Absprache zwischen dem Bauherren/der Bauherrin und beispielsweise Architekten zu vereinfachen hat das BMWSB einen umfassenden „Leitlinie und Prozessempfehlung Gebäudetyp E“ erarbeitet. Wichtig ist, dass die Bauherren ausführlich über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Maßnahmen aufgeklärt werden, sodass diese individuell entscheiden können, welche Ausstattung sie wirklich benötigen.

Beispiel für einfaches Bauen: Weniger ist mehr

Ein praktisches Beispiel zeigt, wie der Gebäudetyp E funktioniert: In einer normalen Wohnung sind aktuell 47 Steckdosen Standard. Doch ist diese Anzahl wirklich immer notwendig? Durch eine optimierte Platzierung könnte die Anzahl zum Beispiel auf 35 Steckdosen reduziert werden, ohne dass der Wohnkomfort leidet. Dies spart Material und Kosten, ohne wesentliche Einschränkungen für die Bewohner.

Vorteile des Gebäudetyps E

Ein großer Vorteil des Gebäudetyps E sind die geringeren Baukosten, da durch den Verzicht auf überhöhte technische Standards weniger Material und Arbeitsaufwand benötigt werden. Zudem ermöglicht das Konzept schnellere Genehmigungen, da weniger komplexe Vorschriften eingehalten werden müssen. Bauherren profitieren von mehr Flexibilität, da sie ihre Gebäude individueller und bedarfsgerechter planen können. Nicht zuletzt trägt der Gebäudetyp E zu einem nachhaltigeren Wohnungsbau bei, indem ressourcenschonende Materialien und energieeffiziente Bauweise bevorzugt werden. 

Herausforderungen und Kritik

Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen. Kritiker befürchten, dass weniger strenge Vorschriften langfristige Qualitätsmängel begünstigen könnten. Zudem ist die Anwendbarkeit eingeschränkt, da der Gebäudetyp E vor allem für Mietwohnungen und den Sozialbau konzipiert wurde und nicht für alle Bauprojekte geeignet ist. Auch bei potenziellen Bewohnern könnte es Skepsis geben, da viele Menschen an hohe technische Standards gewöhnt sind und möglicherweise Vorbehalte gegenüber einfacheren Gebäuden haben.

Fazit: Eine Chance für den Wohnungsmarkt

Der Gebäudetyp E bietet eine spannende Alternative für kostengünstiges und effizientes Bauen. Er ermöglicht es Bauherren und Investoren, gezielt auf unnötige Extras zu verzichten, innovative Baumaßnahmen zu nutzen und so mehr Wohnraum bezahlbar zu machen. Dennoch bleibt die Frage, ob sich dieser Ansatz in der Praxis durchsetzen kann – und ob die Bewohner bereit sind, auf einige gewohnte Standards zu verzichten und wie sich beispielsweise die Reduzierung des Schallschutzes langfristig auf die Bewohner auswirkt.

Sie haben noch Fragen, oder wollen mehr zu diesem Thema wissen? Wir beraten Sie gerne! Melden Sie sich bei uns telefonisch, per E-Mail, oder kommen Sie spontan in unserem Büro in Buer vorbei. Wir freuen uns schon auf Sie!
Hinweis: Die in diesem Artikel gemachten Angaben und Empfehlungen ersetzen keine Beratung bei einem Experten und stellen nur Informationen ohne Gewähr auf Richtigkeit oder Vollständigkeit dar. Trotz gewissenhafter Recherche können Fehler nicht ausgeschlossen werden.